WISSEN

Die Bedeutung von Wissen und das Potential von gut ausgebildeten Untertanen erkannten auch die Landesherren früherer Jahrhunderte. Sie gründeten exklusive Schulen und Universitäten, um künftige „Staatsdiener“ auszubilden. Wissenserwerb war jedoch nicht allen Untertanen gleichermaßen möglich und wurde vor allem Frauen erschwert.

Die allgemeine Schulpflicht und der kostenlose Besuch von Schulen zählen deswegen zu den grundlegenden, öffentlichen Leistungen eines demokratischen Gemeinwesens. Bildung und Wissen ermöglichen die Teilhabe am gesellschaftlich-kulturellen, aber auch am politischen Leben – und sie sind Voraussetzung für eine stabile Demokratie.

Zwei sehr unterschiedliche historische Lebenswege, bei denen die Bildung eine unterschiedliche, aber wichtige Rolle spielte, werden in diesen HörGeschichten lebendig:

Hörgeschichte Biographie
Karl Philipp Moritz

Hörgeschichte Biographie
August Otto Graf Grote

1656
Gründung der Ritterakademie
im Fürstentum Lüneburg

 

Herzog Christian Ludwig, der bis 1665 in Celle regierte, ließ 1656 das evangelische Männerkloster St. Michaelis in Lüneburg in eine Ritterakademie umwandeln. In dem Maße, in dem sich Landesherrschaft vom Mittelalter zur frühen Neuzeit wandelte (im Zuge der Entwicklung zu einem modernen Territorialstaat), wurden auch die damit verbundenen Aufgaben vielfältiger.

In der Lüneburger Ritterakademie wurden vorwiegend Mitglieder des lüneburgischen Adels unterrichtet Die Schüler sollten durch den Unterricht auf spätere Tätigkeiten im landesherrlichen Dienst vorbereitet werden und angemessene gesellschaftliche Umgangsformen in der hierarchischen Ständegesellschaft lernen. Im 19. Jahrhundert öffnete sich die Ritterakademie zwar auch für bürgerliche Schüler, 1850 wurde sie jedoch aufgrund ihres überwiegend ständisch-elitären Charakters aufgelöst.

Anders als in der alten Ständegesellschaft, in der der Zugang zu Bildung nur Wenigen möglich war, sollen heute ein Schulabschluss, eine abgeschlossene Ausbildung oder ein Studium sowie die Möglichkeit zur Weiterbildung für jeden Menschen möglich sein. Sie bilden die Fundamente einer erfolgreichen Berufslaufbahn. Auf den Verlauf der Karriere haben neben der Wahl der Ausbildung aber auch viele andere Aspekte Einfluss, etwa die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe, ein breites Netzwerk mit zahlreichen Kontakten, spezifische Umgangsformen oder das Geschlecht.

Heute bietet das deutsche Bildungssystem viele Möglichkeiten, Karriere zu machen – egal, welcher Herkunft man ist, an welchen Gott man glaubt oder wie viel Geld zur Verfügung steht.

In der Ausstellung berichten Menschen mit unterschiedlichen Karrierewegen, welche Aspekte in für ihren jeweiligen Lebensweg entscheidend waren. Hier zwei Beispiele:

Hands on- und Audio-Stationen ermöglichen verschiedene Zugänge zum Themenbereich „Wissen“.

Das Stickmustertuch aus Leinen stammt aus der Sammlung Elfi und Hans-Joachim Connemann und ist 1797 datiert. Die mit farbigem Seidengarn gestickte Darstellung in der Mitte zeigt das Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen in Halle. Der Pfarrer August Hermann Francke (1663–1727) gründete dort erste Schulen für Waisenkinder und ermöglichte ihnen Bildung. Die Lehrinhalte waren auch in der Waisenhausschule nach Geschlechtern getrennt. Handarbeiten, wie das Sticken, gehörten zur häuslich-praktischen Ausbildung für Mädchen.

Die Vase aus der Porzellanmanufaktur Fürstenberg zeigt eine Ansicht der Königlichen Sternwarte in Göttingen. In allen Bereichen schritt das Wissen immer weiter voran, so auch in der Astronomie als Teil der Naturwissenschaften, aber auch in der Staatskunde, Verwaltungs- und Rechtslehre. Die Landesherren erkannten, dass sie dieses Wissen für den Ausbau ihres Staates benötigten. Sie investierten deshalb in entsprechende Bildungsangebote.

Mit dem Wort „Federmappe“ werden heute viele Arten von Behältnissen für Schreibwerkzeuge bezeichnet – diese wirkliche Federmappe aus Leder, Pappe und Lackpapier enthält Gänsefedern unterschiedlicher Stärke. Bis ins 19. Jahrhundert hinein waren sie die gebräuchlichsten Schreibwerkzeuge und wurden aufgrund ihrer schnellen Abnutzung in großen Mengen gebraucht.

Federmappe

Lesen und Schreiben lernt heute jedes Kind in Deutschland in der Schule. Schriftlichkeit ist hier ein fester Bestandteil des Alltags. Rückblickend aber haben Schreiben und Lesen eine lange Entwicklung durchlebt.

 

Die Federmappe steht hier für die vielen Facetten der Schriftlichkeit in Geschichte und Gegenwart.

Anfänge der Schrift
Obwohl wir heute von allgemeiner Lese- und Schreibfähigkeit ausgehen, ist umfassende Schriftlichkeit eine noch recht junge menschliche Entwicklung. Die ersten Schriftsysteme entwickelten sich um 5000 v. Chr. und alphabetische (phonetische) Schriften kennen wir erst seit Herausbildung der nahöstlichen Silbenalphabeten 1500-1000 v. Chr. Die Entwicklung von Schriften bedeutete jedoch noch keine literale (lesende und schreibende) Gesellschaft.

Anfänge der literalen Gesellschaft
Im antiken Griechenland und Ionien gab es bereits eine in der Breite lesefähige Gesellschaft und sie begünstigte die Entwicklung der griechischen Demokratie. Im christlichen Europa beschränkte sich die Lesefähigkeit weiterhin auf kleine Kreise von Experten (ca. 200 n.Chr.) und die Textauswahl auf wenige religiöse und biblische Texte. Texte wurden in der Regel rituell und laut (vor-)gelesen. Erst um ca. 700 n.Chr. entwickelte sich ein leises Lesen.

Buchdruck
Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450 entwickelte sich allmählich eine allgemeine Lesekompetenz in der Breite der europäischen Gesellschaft. Wurden zuvor „Manuskripte“ in den „Skriptorien“ der Klöster mühevoll von Hand kopiert, war nun eine exakte, schnelle sowie günstige Kopie von Texten in Masse möglich und brachte vermehrten Zugang zu Texten. Lesen zu können, bedeutet jedoch noch keine Schreibfähigkeit. Erst um 1850 kann man auch von einer allgemein verbreiteten Fähigkeit des Texteschreibens sprechen.

Entwicklung der Schreibwerkzeuge
Die erste „Feder“ war eher ein Pinsel: Im alten Ägypten nutzte man Papyrusstengel, die durch Klopfen zu Pinseln ausgefranst wurden. Daneben wurde mit Ritzwerkzeugen auf verschiedene Trägermaterialien geschrieben. Ab dem 7. Jahrhundert finden sich Berichte über die Verwendung von Vogelfedern, „deren Spitze in zwei Teile geteilt wird“. Am häufigsten nutzte man Gänsekiele. Vor allem die äußersten vier Federn einer Gans, die im Frühjahr selbstständig ausfallen, eignen sich aufgrund ihrer Härte zum Schreiben. Erst für das Jahr 1748 ist die Verwendung einer Stahlfeder nachweisbar.

Gesellschaftliche Konsequenzen
Schriftlichkeit und Lesefähigkeit sind essentielle Bestandteile demokratischer und gesellschaftlicher Teilhabe. Sie sind Basis für politische Mündigkeit. Heute sehen wir Lesen und Schreiben als selbstverständlich an. Und doch gibt es noch immer viele Menschen, die unseren stark schriftlich geprägten Alltag ohne diese Fertigkeit bestreiten.

Anfänge der Schrift
Obwohl wir heute von allgemeiner Lese- und Schreibfähigkeit ausgehen, ist umfassende Schriftlichkeit eine noch recht junge menschliche Entwicklung. Die ersten Schriftsysteme entwickelten sich um 5000 v. Chr. und alphabetische (phonetische) Schriften kennen wir erst seit Herausbildung der nahöstlichen Silbenalphabeten 1500-1000 v. Chr. Die Entwicklung von Schriften bedeutete jedoch noch keine literale (lesende und schreibende) Gesellschaft.


Anfänge der literalen Gesellschaft
Im antiken Griechenland und Ionien gab es bereits eine in der Breite lesefähige Gesellschaft und sie begünstigte die Entwicklung der griechischen Demokratie. Im christlichen Europa beschränkte sich die Lesefähigkeit weiterhin auf kleine Kreise von Experten (ca. 200 n.Chr.) und die Textauswahl auf wenige religiöse und biblische Texte. Texte wurden in der Regel rituell und laut (vor-)gelesen. Erst um ca. 700 n.Chr. entwickelte sich ein leises Lesen.


Buchdruck
Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450 entwickelte sich allmählich eine allgemeine Lesekompetenz in der Breite der europäischen Gesellschaft. Wurden zuvor „Manuskripte“ in den „Skriptorien“ der Klöster mühevoll von Hand kopiert, war nun eine exakte, schnelle sowie günstige Kopie von Texten in Masse möglich und brachte vermehrten Zugang zu Texten. Lesen zu können, bedeutet jedoch noch keine Schreibfähigkeit. Erst um 1850 kann man auch von einer allgemein verbreiteten Fähigkeit des Texteschreibens sprechen.


Entwicklung der Schreibwerkzeuge
Die erste „Feder“ war eher ein Pinsel: Im alten Ägypten nutzte man Papyrusstengel, die durch Klopfen zu Pinseln ausgefranst wurden. Daneben wurde mit Ritzwerkzeugen auf verschiedene Trägermaterialien geschrieben. Ab dem 7. Jahrhundert finden sich Berichte über die Verwendung von Vogelfedern, „deren Spitze in zwei Teile geteilt wird“. Am häufigsten nutzte man Gänsekiele. Vor allem die äußersten vier Federn einer Gans, die im Frühjahr selbstständig ausfallen, eignen sich aufgrund ihrer Härte zum Schreiben. Erst für das Jahr 1748 ist die Verwendung einer Stahlfeder nachweisbar.


Gesellschaftliche Konsequenzen
Schriftlichkeit und Lesefähigkeit sind essentielle Bestandteile demokratischer und gesellschaftlicher Teilhabe. Sie sind Basis für politische Mündigkeit. Heute sehen wir Lesen und Schreiben als selbstverständlich an. Und doch gibt es noch immer viele Menschen, die unseren stark schriftlich geprägten Alltag ohne diese Fertigkeit bestreiten.