Sie brachte alle Lieblichkeiten ihrer Heimat
nach Deutschland.
Mächtig verlockend
Frauen der Welfen
Frauen haben das Leben in der Celler Residenz wesentlich mitgestaltet, auch wenn ihre rechtliche Stellung es zu jener Zeit offiziell nicht zuließ. Der Griff nach der Krone sowie das verführerische Spiel mit der Haarlocke – diese beiden symbolischen Gesten, mit denen der Maler die Celler Herzogin Eléonore d’Olbreuse (1639–1722) in ihrem Porträt darstellte, wurden zum Motto einer Ausstellung.
Frauen und Politik
Auch wenn ihre gesellschaftliche Rolle einen direkten politischen Einfluss ausschloss, so gelang es doch vielen, sich ihnen eröffnende Handlungsspielräume zu nutzen. Alter, Lebensstand, Status (als Fürstin, Gattin, Ehefrau, Mutter, Tochter, Witwe, Mätresse oder Hofdame) und der
Einsatz persönlicher Fähigkeiten ermöglichten es ihnen, die Netzwerke und Kommunikationswege im politischen System des Hofes mehr oder weniger erfolgreich für eigene Interessen zu nutzen.
Eléonore d‘Olbreuse
Aus dem französischen Landadel des Poitou stammend, lernte die Hugenottin Eléonore Desmier d’Olbreuse (1639–1722) den zukünftigen Celler Herzog Georg Wilhelm (1624–1705) von Braunschweig und Lüneburg am Hof des Landgrafen von Hessen-Kassel kennen; beide verliebten sich ineinander. Doch Georg Wilhelm hatte seinem jüngeren Bruder Ernst August vertraglich zugesichert, dass er niemals heiraten und folglich auch keine erbberechtigten Nachkommen zeugen würde.
Ein seltener Aufstieg
Zunächst war die dem Herzog unebenbürtige Eléonore nicht mehr als die Mätresse Georg Wilhelms, doch dieser betrieb eifrig die Standeserhöhung seiner Geliebten. Nachdem sie vom Kaiser in den Grafenstand erhoben wurde, fand 1676 die offizielle Vermählung statt. Obwohl die Ehe nicht standesgemäß war, trug Eléonore bald darauf den Titel einer Herzogin. Der Aufstieg Eléonores zur Herzogin zeigt eine gebildete und selbstbewusste Adlige, die einerseits von dem Wunsch nach persönlicher Erfüllung geprägt war, anderseits jedoch ihre Interessen und die ihrer Landsleute und Glaubensbrüder gezielt vertreten wollte.
Sophie Dorothea
Sophie Dorothea (1666–1726) war das einzige Kind des Celler Herzogpaares. Ihr Vater Georg Wilhelm und dessen Bruder Ernst August beschlossen, ihre Kinder miteinander zu verheiraten und die machtpolitischen Spannungen um das Celler Erbe zu beenden. Sophie Dorothea wurde im Jahr 1682 die Gemahlin ihres Cousins Georg Ludwig und zehn Jahre später an seiner Seite Kurprinzessin von Hannover. Doch die Ehe scheiterte und Sophie Dorothea begann ein leidenschaftliches Verhältnis mit Philipp Christoph von Königsmarck. Im Juli 1694 plante das Paar die Flucht, doch Königsmarck wurde auf
Anweisung des hannoverschen Herrscherhauses ermordet.
Das kostbare Miniaturporträt der Prinzessin wurde von Peter Boy d.Ä. in Frankfurt angefertigt.
Sarg der Prinzessin in der Fürstengruft der Celler Stadtkirche
Die ungekrönte Prinzessin
Die Affäre drohte zur Gefahr für das junge Kurfürstentum Hannover zu werden, das noch um seine politische Anerkennung kämpfte. Deshalb „verbannte“ man die 1695 schuldig geschiedene Sophie Dorothea zeitlebens auf das Wasserschloss Ahlden – abgeschnitten von allen Informationswegen, getrennt von ihren Kindern, ausgeschlossen aus dem Haus Braunschweig-Lüneburg. Georg Ludwig wurde 1714 als Georg I. zum König von Großbritannien und Irland gekrönt und trat sein Amt ohne Gemahlin an.
Königliche Nachfahren
Sophie Dorothea, bekannt als „Prinzessin von Ahlden“, beschäftigte schon die Zeitgenossen der ausgehenden Barockzeit und bewegt bis heute. Ihr Sohn Georg August wurde Georg II., Kurfürst von Hannover und König von Großbritannien. Ihre Tochter Sophie Dorothea d. J. heiratete Friedrich Wilhelm I., den „Soldatenkönig“, und war Mutter Friedrichs II., „des Großen“.
Sophie Dorothea mit ihren Kindern, dem späteren Georg II. von Großbritannien, und Sophie Dorothea der Jüngeren, Königin in Preußen.
Gemälde von Jacques Vaillant
Einzigartige Objekte
Aussagekräftige Exponate aus der Sammlung des Bomann-Museums und der Stadt Celle sowie kostbare Leihgaben aus europäischen Adelshäusern gaben Einblick in Hofleben und Zeremoniell der Epoche. Die Wiege Friedrichs des Großen, originale Briefe aus der Korrespondenz zwischen Sophie Dorothea und Philipp von Königsmarck, das von Sophie Dorothea in ihrer Verbannung gestiftete vergoldete Abendmahlsgeschirr der Ahldener Kirchgemeinde und ein Schillerscher Dramenentwurf zählten zu den herausragenden Exponaten. Moderne technische Medien und interaktive Stationen ergänzten den Rundgang durch das barocke Frauenleben.
Hier finden Sie Informationen über das
Forschungsprojekt Königsmarck-Briefwechsel:
- Königsmarck-Briefwechsel
Kuratorinnen: | Kathleen Biercamp, Juliane Schmieglitz-Otten |
Förderung: | Land Niedersachsen, Stiftung Niedersachsen, Lüneburgischer Landschaftsverband |
Gestaltung: |
Homann Güner Blum – Visuelle Kommunikation |
Medienpartner: | NDR Kultur, Landesfrauenrat Niedersachsen, Projekt „frauenORTE Niedersachsen“ |
Veröffentlichung:
Mächtig verlockend – Frauen der Welfen, hg. vom Bomann-Museum Celle, Abtlg. Residenzmuseum im Celler Schloss, bearbeitet von Kathleen Biercamp und Juliane Schmieglitz-Otten, Celle 2010 (ISBN: 978-3-87527–118-8)