Ein kostbares Möbel wiederentdeckt
Eine gelungene Kooperation von Museum und Hochschule
Anlässlich des Internationalen Museumstages 2016 konnte ein besonderer Schatz aus dem Museumsdepot der Öffentlichkeit vorgestellt werden: Ein Kabinettschrank, der im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts in den nördlichen Niederlanden hergestellt wurde. Die Restauratorin Julia Köhler (HAWK Hildesheim) hatte bereits 2003 umfangreiche Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen vorgenommen, um dem Möbelstück zu seinem alten Glanz zu verhelfen. In Zusammenarbeit mit der Restaurierungswerkstatt des Bomann-Museums für Holzobjekte erstellte Julia Köhler auch ihre Diplomarbeit zu diesem besonderen Objekt, so dass ihre Forschungsergebnisse in die heutige Präsentation des Möbels im Residenzmuseum gewinnbringend einfließen konnten.
Das ausgesprochen repräsentative Möbel diente zur Aufbewahrung von kostbarer Leinenwäsche. Es stammt nicht aus dem Celler Schloss, entspricht in seinem Charakter aber durchaus einem höfisch-adligen Umfeld oder dem eines vermögenden Kaufmanns. Ein solches Möbel wurde meist im Salon oder – wie im Celler Schloss – im Kabinett, dem am kostbarsten ausgestatteten Raum, aufgestellt und gerne auch geöffnet präsentiert, um den kostbaren Inhalt sichtbar zu machen.
Der seltene Kabinettschrank ist aus Eichenholz gefertigt und mit Ebenholz furniert. Das Furnier ist mit feinen Ornamenten verziert, die Ranken- und Blumenwerk, bei den Türaußenseiten auch Insekten- und Vogelmotiven zeigen. Ihr orangefarbener, metallisch schimmernder Ton entsteht durch Metallpartikel, die in das Furnier eingelegt und mit rotem Harz überfangen sind (eine so genannte transluzide Lackeinlegearbeit).
Der Schrank ist eines von insgesamt vier erhaltenen Möbeln, die in dieser besonderen Technik gefertigt sind. Die Innenseiten der Türen sind ebenfalls aufwändig mit Palisanderfurnier dekoriert. Die Fachböden im Innern bestehen aus Zedernholz. Der Hersteller des Kabinettschranks ist nicht bekannt, möglicherweise wurde das Möbel in einer Werkstatt gefertigt, die auf transluzide Lackeinlegearbeiten spezialisiert war. Die Herstellung des Möbels konnte dank der Arbeit von Julia Köhler in die Niederlande verortet werden. Die Städte im Norden des Landes hatten sich 1609 vom katholischen Süden unabhängig gemacht und in der Folge eine wirtschaftliche und künstlerische Blüte entwickelt, die sich auch im Möbelstil niederschlug.
Der Aufsatz gelangte auf unbekanntem Wege nach Berlin, wo das spätere Untergestell entstand. Möglicherweise war das Original in einem der Kriege verloren gegangen.