Staatsgemächer II
Barocke Blütezeit der Residenz

In den oberen Repräsentationsgemächern wird der Bogen von der allgemeinen Residenzgeschichte zu derjenigen der Celler Welfenresidenz in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts geschlagen. Im Mittelpunkt steht die Geschichte des letzten Celler Herzogs Georg Wilhelm und seiner Familie.

Georg Wilhelm (1624–1705) ließ das Schloss durch italienische Baumeister zur barocken Vierflügelanlage umbauen und gestaltete unter dem Einfluss seiner Gemahlin die Residenz mit einem neuen Theater und barocken Paradezimmern nach französischem Vorbild aus.

Als Georg Wilhelm 1705 starb, wurde die Residenz in Celle aufgelöst und nach Hannover verlegt. Celle verlor damit den Glanz der Hofhaltung und zugleich einen wichtigen Wirtschaftsfaktor.

Die Welfen in Celle

Die Ursprünge der Welfen, Europas ältesten heute noch existierenden Fürstenhauses, liegen in Süddeutschland und Oberitalien. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (um 1130–1195) zogen sich die Welfen auf das 1235 als neues Reichslehen entstandene Herzogtum Braunschweig-Lüneburg zurück. Nach zahlreichen Erbteilungen waren hier 1635 schließlich die Fürstentümer Lüneburg (mit Residenz Celle), Calenberg (Residenz Hannover) und Wolfenbüttel entstanden. Mit Georg von Calenberg (1582–1641), der seit 1636 das Teilfürstentum Calenberg regierte, setzte ein neuer Aufschwung ein, der die Welfen schließlich wieder auf die Bühne der europäischen Politik zurückbrachte.

1641 übernahm der älteste von Georgs vier Söhnen, Christian Ludwig (1622–1665), zunächst das Fürstentum Calenberg. 1648 überließ er das wirtschaftlich schwächere Fürstentum seinem nächstjüngeren Bruder Georg Wilhelm und übernahm die Regierung des Fürstentums Lüneburg (Residenz Celle). In die Regierungszeit Christian Ludwigs fällt die erste Ausbauphase Celles zur barocken Residenz.

Nach dem Tod Christian Ludwigs 1665 übernahm sein nächstälterer Bruder Georg Wilhelm (1624–1705) die Regierung des Fürstentums Lüneburg. Unter ihm erlebte Celle eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte. 1665 verband er sich – zunächst unstandesgemäß – mit Eléonore d‘Olbreuse (1639–1722), einer französischen Hugenottin, in deren Gefolge viele ihrer verfolgten Glaubensgenossen Hof und Residenzstadt belebten. 1666 wurde ihr einziges Kind Sophie Dorothea (1666–1726) geboren. Nach der Erhebung Eléonores in den Reichsgrafenstand wurde 1676 die offizielle Ehe geschlossen.

Ursprünglich sollte Sophie von der Pfalz (1630–1714) Herzog Georg Wilhelm heiraten. Doch da dieser lieber ungebunden bleiben wollte, übernahm sein jüngerer Bruder Ernst August (1629– 1698) die Stelle des Bräutigams und heiratete Sophie 1658. Im Gegenzug verzichtete Georg Wilhelm auf eine standesgemäße Hochzeit und sicherte dadurch den Nachkommen von Ernst August das Landeserbe zu. Dem jüngsten der vier Brüder, der bis dahin
ohne eigenes Territorium war, eröffnete sich so eine ungeahnte Aufstiegsperspektive.

Sophie Dorothea und Georg Ludwig: Um dem jüngeren Bruder Ernst August die Erbfolge zu sichern, beschlossen Georg Wilhelm und Ernst August die Verheiratung ihrer Kinder miteinander: Sophie Dorothea (1666–1726) wurde mit ihrem hannoverschen Cousin Georg Ludwig (1660–1727) vermählt. Die Ehe zwischen den ungleichen Fürstenkindern scheiterte jedoch. Sophie Dorotheas Liebesverhältnis mit dem schwedischen Offizier Philipp Christoph von Königsmarck (1665–1694) wurde vor dem Hintergrund des Aufstiegs Hannovers in den Rang eines Kurfürstentums zu einer Staatsaffäre. Auf Geheiß des Hofes wurde Königsmarck getötet, die Ehe Sophie Dorotheas und Georg Ludwigs wurde geschieden und Sophie Dorothea lebenslang auf das Schloss Ahlden verbannt. Georg Ludwig bestieg 1714 den britischen Thron und war damit in Personalunion Kurfürst von Hannover und König von Großbritannien. Auch die Kinder gelangten auf europäische Königsthrone: Sohn Georg August (1683–1760) wurde 1727 Georg II. König von Großbritannien und Kurfürst von Hannover. Tochter Sophie Dorothea d.J. (1687–1757) heiratete Friedrich Wilhelm I. (1688–1740), König in Preußen, und wurde Mutter Friedrichs des Großen (1712–1786). 

Georg von Calenberg

(1582–1641)

Georg von Calenberg (1582–1641)

Die Ursprünge der Welfen, Europas ältesten heute noch existierenden Fürstenhauses, liegen in Süddeutschland und Oberitalien. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (um 1130–1195) zogen sich die Welfen auf das 1235 als neues Reichslehen entstandene Herzogtum Braunschweig-Lüneburg zurück. Nach zahlreichen Erbteilungen waren hier 1635 schließlich die Fürstentümer Lüneburg (mit Residenz Celle), Calenberg (Residenz Hannover) und Wolfenbüttel entstanden. Mit Georg von Calenberg (1582–1641), der seit 1636 das Teilfürstentum Calenberg regierte, setzte ein neuer Aufschwung ein, der die Welfen schließlich wieder auf die Bühne der europäischen Politik zurückbrachte.

Christian Ludwig

(1622–1665)

Christian Ludwig (1622–1665)

1641 übernahm der älteste von Georgs vier Söhnen, Christian Ludwig (1622–1665), zunächst das Fürstentum Calenberg. 1648 überließ er das wirtschaftlich schwächere Fürstentum seinem nächstjüngeren Bruder Georg Wilhelm und übernahm die Regierung des Fürstentums Lüneburg (Residenz Celle). In die Regierungszeit Christian Ludwigs fällt die erste Ausbauphase Celles zur barocken Residenz.

Georg Wilhelm (1624–1705) und Eléonore d‘Olbreuse (1639–1722)

Georg Wilhelm (1624–1705)
Eléonore d‘Olbreuse (1639–1722)

Nach dem Tod Christian Ludwigs übernahm sein nächstälterer Bruder Georg Wilhelm die Regierung des Fürstentums Lüneburg. Unter ihm erlebte Celle eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte. 1665 verband er sich – zunächst unstandesgemäß – mit Eléonore d‘Olbreuse, einer französischen Hugenottin, in deren Gefolge viele ihrer verfolgten Glaubensgenossen Hof und Residenzstadt belebten. 1666 wurde ihr einziges Kind Sophie Dorothea geboren. Nach der Erhebung Eléonores in den Reichsgrafenstand wurde 1676 die offizielle Ehe geschlossen.

Ernst August (1629–1698) und Sophie von der Pfalz (1630–1714)

Sophie von der Pfalz (1630–1714)
Ernst August (1629–1698)

Ursprünglich sollte Sophie von der Pfalz (1630–1714) Herzog Georg Wilhelm heiraten. Doch da dieser lieber ungebunden bleiben wollte, übernahm sein jüngerer Bruder Ernst August (1629– 1698) die Stelle des Bräutigams und heiratete Sophie 1658. Im Gegenzug verzichtete Georg Wilhelm auf eine standesgemäße Hochzeit und sicherte dadurch den Nachkommen von Ernst August das Landeserbe zu. Dem jüngsten der vier Brüder, der bis dahin ohne eigenes Territorium war, eröffnete sich so eine ungeahnte Aufstiegsperspektive.

Georg Ludwig (1660–1727) und Sophie Dorothea (1666–1726)

Georg Ludwig (1660–1727)
Sophie Dorothea (1666–1726)

Um dem jüngeren Bruder Ernst August die Erbfolge zu sichern, beschlossen Georg Wilhelm und Ernst August die Verheiratung ihrer Kinder miteinander: Sophie Dorothea (1666–1726) wurde mit ihrem hannoverschen Cousin Georg Ludwig (1660–1727) vermählt. Die Ehe zwischen den ungleichen Fürstenkindern scheiterte jedoch.
Sophie Dorotheas Liebesverhältnis mit dem schwedischen Offizier Philipp Christoph von Königsmarck (1665–1694) wurde vor dem Hintergrund des Aufstiegs Hannovers in den Rang eines Kurfürstentums zu einer Staatsaffäre. Auf Geheiß des Hofes wurde Königsmarck getötet, die Ehe Sophie Dorotheas und Georg Ludwigs wurde geschieden und Sophie Dorothea lebenslang auf das Schloss Ahlden verbannt.
Georg Ludwig bestieg 1714 den britischen Thron und war damit in Personalunion Kurfürst von Hannover und König von Großbritannien. Auch die Kinder gelangten auf europäische Königsthrone: Sohn Georg August (1683–1760) wurde 1727 Georg II. König von Großbritannien und Kurfürst von Hannover. Tochter Sophie Dorothea d.J. (1687–1757) heiratete Friedrich Wilhelm I. (1688–1740), König in Preußen, und wurde Mutter Friedrichs des Großen (1712–1786).

Kuratorinnen: Juliane Schmieglitz-Otten, Kathrin Schellenberg, Norbert Steinau (Mitarbeit)
Förderung: Europäischer Fonds für regionale Entwicklung, NBank, Land Niedersachsen, Niedersächsische
Sparkassenstiftung, Sparkasse Celle, Lüneburgischer Landschaftsverband
Gestaltung:
Homann Güner Blum – Visuelle Kommunikation
Medienpartner: NDR Kultur, Landesfrauenrat Niedersachsen,
Projekt „frauenORTE Niedersachsen“

Veröffentlichung:

Die barocken Staatsgemächer im Celler Schloss. Ein Rundgang, hg. vom Bomann-Museum Celle, Abtlg. Residenzmuseum im Celler Schloss, Celle 2005 (ISBN:3-925902-56-2)

Die höchsten Stände in ihrem Glanz, in ihrer Pracht und Prunk und Herrlichkeit und Repräsentation aller Art können sagen: unser Glück liegt ganz außerhalb unserer selbst; sein Ort sind die Köpfe anderer.

— Arthur Schopenhauer (1788–1860)