Die Schlosskapelle
Beeindruckend schön und gefährdet

Die Celler Schlosskapelle zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen der Renaissancekunst in Norddeutschland.
Fülle und Qualität der weitgehend unverändert erhaltenen Ausstattung versetzen Gäste immer aufs Neue in Erstaunen und Bewunderung.

Skuptur in der der Schlosskapelle des Celler Schlosses

Der Kapellenraum wurde bereits im 15. Jahrhundert angelegt. Seine eindrucksvolle Ausstattung erhielt er jedoch erst infolge der Reformation, etwa zwischen 1565 und 1576. Die Neuausstattung wurde von dem protestantischen Fürsten, dem Celler Herzog Wilhelm dem Jüngeren, beauftragt.


Glaube und Macht

Die Einzigartigkeit des Raumes liegt zum einen darin, dass sich hier ein einmaliger Ausdruck protestantischer Frömmigkeit und fürstlichen Repräsentationswillens erhalten hat. Zum anderen sind es die Qualität und die Fülle der Malerei, die einzigartig sind: Der vorhandene Gemäldezyklus stammt zu großen Teilen von dem einflussreichsten Antwerpener Maler der Zeit. Marten de Vos (1532–1603) und seine Werkstatt schufen für die Celler Residenz eine Bilderfolge, der sich in dieser Zeit hinsichtlich ihres Umfangs und ihrer Qualität nichts Vergleichbares an die Seite stellen lässt.

 

Eintauchen in Renaissancewelten

Heute gilt die Celler Hofkapelle als einziger fast vollständig erhaltener Kirchenraum Deutschlands aus frühprotestantischer Zeit. Ihre Ausstattung hat keine Verluste während der vergangenen Jahrhunderte erlitten und nur wenige Veränderungen erfahren.
Sie kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden.

Ein gefährdetes Kleinod

Es ist ein Glücksfall, dass dieses einmalige Gesamtgebilde die Jahrhunderte überdauert hat. Statische Probleme bis hin zur Einsturzgefahr der Gewölbe sowie eine ständige Gefährdung der Malerei durch die klimatischen Verhältnisse sind seit dem frühen 18. Jahrhundert belegt. Solange das Schloss von der Welfenfamilie genutzt wurde (bis 1705 unter Herzog Georg Wilhelm, 1772 bis 1775 durch die dänische Königin Caroline Mathilde) lag das Interesse vorrangig auf den jeweiligen Repräsentationsgemächern.


Die Kapelle im 19. Jahrhundert

Erst mit der erneuten Nutzung des Schlosses im 19. Jahrhundert als Sommerresidenz des hannoverschen Hofes gelangte die Schlosskapelle wieder ins Bewusstsein der königlichen Baubehörden. Bereits unter König Ernst August wurden in den 1840er Jahren Ausbesserungsarbeiten vorgenommen. Eine umfassendere Restaurierung ordnete der letzte hannoversche König Georg V. 1864 an. Sie war 1866 abgeschlossen.


Eine konservatorische Rettungsmaßnahme

Das 20. Jahrhundert brachte noch einmal eine Verschärfung der baulichen und konservatorischen Problematik. Nach einer statischen Ertüchtigung der Kapelle in den 1980er Jahren wurde diese jedoch touristisch übernutzt. Das führte zu einer zu hohen Luftfeuchte, die erhebliche Schäden an den überwiegend auf Holz gemalten Bildern verursachte. 1995 erfolgte die Unterschutzstellung des Raumes hinter einer Glaswand.


Zukunft der Schlosskapelle

Der Wunsch, diesen einmaligen Kunstschatz wieder zugänglich zu machen, gab 2010 den Anstoß für die Bildung einer Arbeitsgruppe aus Vertretern des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, des Staatlichen Baumanagements Lüneburger Heide, der Stadt und des Ev.-luth. Kirchenkreises Celle, der Landeskirche sowie der HAWK Hildesheim (Studiengänge Konservierung und Restaurierung) und Fachleuten der Bereiche Bauphysik, Klimatechnik, Holzforschung und Mikrobiologie. Ziel ist es, im Rahmen einer Machbarkeitsstudie eine langfristig konservatorisch zufriedenstellende Lösung in Verbindung mit einem denkmalverträglichen Nutzungskonzept zu erarbeiten.

Entdecken Sie ein Hauptwerk der Schlosskapelle!

„Die Versuchung der christlichen Kirche”

 

Marten de Vos (1532–1603)
Öl auf Holz
um 1560

 

Das großformatige Gemälde, das sich direkt neben dem Eingang befindet, nimmt eine besondere Stellung innerhalb der Bilder der Schlosskapelle ein. Es hebt sich durch die Starrheit seiner Figuren und eine besonders starke Einarbeitung von Texten ab, was dem Gemälde einen programmatischen und lehrhaften Charakter verleiht.
Die darin gezeigten Bedrohungen der christlichen, im Sinne einer neuen und noch jungen protestantischen Landeskirche sind Ausdruck einer damals aktuellen apokalyptischen Perspektive, die aus der Erwartung eines nahen Weltendes resultierte. Zugleich bekräftigte das Bild die streng lutherische Haltung des Celler Hofes, indem die Katholiken als bedrohliche Macht und vom Teufel kommend dargestellt werden.

Christliche Kirche und die Heilige Schrift

Tod

Teufel

Luxuria

Engelsteufel

Taube

Engel mit Lorbeerkranz

Christliche Kirche und die Heilige Schrift: Die christliche Kirche stellt den Bildmittelpunkt dar und wird durch eine junge Frau in weißem Gewand und mit zartem Schleier verkörpert. Kruzifix und das Schild des Glaubens sollen den Teufel abwehren. Sie hält die Heilige Schrift in der Hand, Grundlage des erneuerten Glaubens. Unbeirrt blickt sie nach vorn und verheißt so den Sieg der neuen Kirche über alle Angreifer.

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Tod: Das Skelett verkörpert den Tod und steht zugleich für das Vergehen alles Weltlichen. Seine Lanze sticht durch die gläserne Weltkugel und zielt damit auf das Herz der Kirche. Der Tod war den Menschen jener Zeit durch Kriege und Seuchen allgegenwärtig. Zusätzlich sorgte die „kleine Eiszeit“ für Hungersnöte und Missernten und schürte die Angst vor einem Weltuntergang.

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Teufel: Der Teufel als Widersacher Gottes und der Glaubenden wird mit Schwert und brennender Rußfackel dargestellt und zeigt seine Folterwerkzeuge. Im 16. Jahrhundert verkörperte er auch die Angst gegen die Türken bzw. Osmanen, die immer wieder Wien belagerten und so das Reich bedrohten.

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Luxuria: Die in auffälliges Rot gekleidete Dame stellt die Verführung dar. Mit erlesenen Früchten, Wein, einer Truhe mit Gold und Geschmeide sowie einem Sack voll Münzen versucht sie, die Kirche in eine sündige Welt zu locken. Möglicherweise wird hier auch auf die Geldnot am Celler Hof angespielt, die aus etlichen Kriegen und einer opulenten Hofhaltung resultierte.

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Engelsteufel: Diese zweideutige Figur mit Engelsflügeln, deren untere Körperhälfte jedoch Schuppen und einen Teufelsschwanz aufweist, hält das Buch des „Interim“ in der Hand. Allein der Betrachter sieht die verborgene Teufelsgestalt, während die Kirche nur den vermeintlichen Engel wahrnimmt.

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Interim: Das Augsburger Interim von 1548, welches durch Kaiser Karl V. initiiert wurde, sollte die kirchlichen Verhältnisse bis zu einer endgültigen Klärung durch ein Konzil regeln. Diese „Zwischenlösung“ bestand aber im Wesentlichen in der Zurücknahme reformatorischer Änderungen und forderte weitestgehende Rückkehr zum katholischen Glauben. Im Zusammenhang mit dem Engelsteufel wird es als verlogener und teuflischer Kompromiss gegeißelt.

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Taube: Die weiße Taube ist auch das Symbol für den Heiligen Geist und versinnbildlicht hier die aktive Gegenwart Gottes. Sie schwebt vor der christlichen Kirche und strahlt so Hoffnung und Zuversicht aus.

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Engel mit Lorbeerkranz: Der Engel als Bote Gottes hält einen Lorbeerkranz über das Haupt der christlichen Kirche. In der anderen Hand trägt er einen Palmenzweig; beides sind Symbole des Sieges und des Erfolges. Es wird deutlich, dass die Kirche allen Versuchungen wiederstehen kann. Der Engel ist ebenfalls ein Zeichen der Gegenwart Gottes, für die das hebräische Wort „JHWH“ (Jahwe) steht.

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Christliche Kirche und die Heilige Schrift

Tod

Teufel

Luxuria

Engelsteufel

Taube

Engel mit Lorbeerkranz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Christliche Kirche und die Heilige Schrift: Die christliche Kirche stellt den Bildmittelpunkt dar und wird durch eine junge Frau in weißem Gewand und mit zartem Schleier verkörpert. Kruzifix und das Schild des Glaubens sollen den Teufel abwehren. Sie hält die Heilige Schrift in der Hand, Grundlage des erneuerten Glaubens. Unbeirrt blickt sie nach vorn und verheißt so den Sieg der neuen Kirche über alle Angreifer.

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Tod: Das Skelett verkörpert den Tod und steht zugleich für das Vergehen alles Weltlichen. Seine Lanze sticht durch die gläserne Weltkugel und zielt damit auf das Herz der Kirche. Der Tod war den Menschen jener Zeit durch Kriege und Seuchen allgegenwärtig. Zusätzlich sorgte die „kleine Eiszeit“ für Hungersnöte und Missernten und schürte die Angst vor einem Weltuntergang.

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Teufel: Der Teufel als Widersacher Gottes und der Glaubenden wird mit Schwert und brennender Rußfackel dargestellt und zeigt seine Folterwerkzeuge. Im 16. Jahrhundert verkörperte er auch die Angst gegen die Türken bzw. Osmanen, die immer wieder Wien belagerten und so das Reich bedrohten.

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Luxuria: Die in auffälliges Rot gekleidete Dame stellt die Verführung dar. Mit erlesenen Früchten, Wein, einer Truhe mit Gold und Geschmeide sowie einem Sack voll Münzen versucht sie, die Kirche in eine sündige Welt zu locken. Möglicherweise wird hier auch auf die Geldnot am Celler Hof angespielt, die aus etlichen Kriegen und einer opulenten Hofhaltung resultierte.

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Engelsteufel: Diese zweideutige Figur mit Engelsflügeln, deren untere Körperhälfte jedoch Schuppen und einen Teufelsschwanz aufweist, hält das Buch des „Interim“ in der Hand. Allein der Betrachter sieht die verborgene Teufelsgestalt, während die Kirche nur den vermeintlichen Engel wahrnimmt.

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Interim: Das Augsburger Interim von 1548, welches durch Kaiser Karl V. initiiert wurde, sollte die kirchlichen Verhältnisse bis zu einer endgültigen Klärung durch ein Konzil regeln. Diese „Zwischenlösung“ bestand aber im Wesentlichen in der Zurücknahme reformatorischer Änderungen und forderte weitestgehende Rückkehr zum katholischen Glauben. Im Zusammenhang mit dem Engelsteufel wird es als verlogener und teuflischer Kompromiss gegeißelt.

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Taube: Die weiße Taube ist auch das Symbol für den Heiligen Geist und versinnbildlicht hier die aktive Gegenwart Gottes. Sie schwebt vor der christlichen Kirche und strahlt so Hoffnung und Zuversicht aus.

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Engel mit Lorbeerkranz: Der Engel als Bote Gottes hält einen Lorbeerkranz über das Haupt der christlichen Kirche. In der anderen Hand trägt er einen Palmenzweig; beides sind Symbole des Sieges und des Erfolges. Es wird deutlich, dass die Kirche allen Versuchungen wiederstehen kann. Der Engel ist ebenfalls ein Zeichen der Gegenwart Gottes, für die das hebräische Wort „JHWH“ (Jahwe) steht.

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Der Glaube des Herzens, der ist das Haupt
und das ganze Wesen der Frömmigkeit.

— Martin Luther (1483–1546)