Von höfischer Pracht
und königlichem Exil
Caroline-Mathilde-Räume

Auch wenn Celle ab 1705 nicht mehr Residenz war, nahm das Schloss dennoch eine wichtige Funktion innerhalb des Kurfürstentums und späteren Königsreichs Hannover ein. Ein Höhepunkt war der Aufenthalt der dänischen Königin Caroline Mathilde.

Die Räume im 2. OG des Ostflügels widmen sich der Zeit Celles als Welfenresidenz von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis zum Ende des Königreichs Hannover 1866. Sie sind hierfür besonders geeignet, da sie Spuren der Nutzung aus diesen 200 Jahren tragen. Ursprünglich waren sie Teil der herzoglichen Appartements. Auch der britische König Georg II. bewohnte diese Raumfolge während seines Besuches im Jahr 1729.


Wiedereinzug herrschaftlichen Glanzes

1772 wurden die Räume für die dänische Königin Caroline Mathilde (1751–1775) hergerichtet. Raumaufteilung und Reste originalen Parketts sowie ein Ofen sind aus dieser Zeit erhalten. Im 19. Jahrhundert wurden die Räume noch einmal umgestaltet. Grund hierfür waren die Aufenthalte des Vizekönigs von Hannover, Adolph Friedrich, sowie der Könige Ernst August und Georg V. Die umfangreichen Umbaumaßnahmen dieser Zeit leitete der hannoversche Hofbaumeister Georg Ludwig Friedrich Laves (1788–
1864).

Entdecken Sie „Die Götter im Olymp”!

Nicolaes Wieling (1640–1678)
Öl auf Leinwand
Maße: 249 x 428 cm

 

 

D ie Zusammenkunft von Wesen der griechisch-römischen Mythologie zu einem prächtigen „Göttermahl“ war ein beliebtes Thema in der Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts. Fürsten und Hofgesellschaften verherrlichten sich gern als Götterversammlung. Sie übertrugen die Hierarchie des Götterhimmels mit Zeus an der Spitze, die Taten und Beziehungen der Gottheiten sowie deren sinnenfrohe Lebensweise auf sich selbst. So machten sie sich zu Ebenbildern der olympischen Götter.

Das „Göttermahl“ verbildlicht das Ideal eines genussvollen Lebens: Ein neues „Goldenes Zeitalter“ wird heraufbeschworen, in dem Vergnügen und Lust, Reichtum und Überfluss herrschen. Liebe, Glück und Schönheit stehen im Mittelpunkt und entführen in eine heitere Welt jenseits des Alltags. Die erotische Inszenierung der halbnackten Körper unterstützt den Eindruck der Sinnenfreude.

Am Kopf der Tafel sitzt Göttervater Zeus (röm. Iupiter). Den Arm hat er lässig auf den Kopf und Hals eines Adlers, seines Attributs, gelegt.

Der Pfau kennzeichnet Hera (röm. Iuno): Sie gilt als schön, eitel und eifersüchtig – als Schutzgöttin der Ehe nimmt sie ihrem Gatten Zeus seine Affären sehr übel.

Flora, Schutzherrin des Frühlings, soll man ausgelassen feiern, so der römische Autor Ovid. Hier feiert sie selbst und sorgt für ein heiter-blumiges Ambiente.

Ares (röm. Mars) legt Rüstung und Waffen nur in Liebesdingen ab, vornehmlich für die zarte Aphrodite. Hier unterhält der Kriegsgott sich mit Herakles, dem Schützling seiner Konkurrentin Athene.

Athene (röm. Minerva), Göttin des Krieges und der Weisheit, steht für die List und Kunst des Kriegshandwerks, Ares hingegen für Grausamkeit und Gewalt.

Der berühmte Heros Herakles (röm. Hercules) sitzt auf dem Löwenfell, Zeugnis seiner ersten Heldentat. Seine Waffe, eine Keule, steht schräg hinter ihm.

Der Götterbote Hermes (röm. Mercurius) mit dem geflügelten Helm ist ein einfallsreicher Tausendsassa; anderen Göttern hilft er bei wichtigen und schnellen Aufträgen

Der betrunkene Dionysos (röm. Bacchus), Gott des Weines und der Fruchtbarkeit, kann sich nur mit Hilfe seiner Gefolgsleute auf dem Esel halten.

Vorsicht vor dem Knaben mit den Flügeln! Es ist Eros (röm. Amor), eine mächtige Liebesgottheit, die Göttern und Menschen den Verstand rauben kann.

Nicht nur ihr herrliches Aussehen und ihr Sohn Eros enttarnen die Göttin der Liebe und der Schönheit, auch die Muschel in Zeus‘ Hand verweist auf die dem Meer entstiegene Aphrodite (röm. Venus).

Das Blasinstrument des Putto (in der Art eines „Zinks“) ist als phallisches Symbol zu verstehen; es verkörpert das Männliche und steht für erotische Freuden. Urin hingegen, ein wichtiger Körpersaft, weist auf Lebenskraft hin. Dass der Putto sich erleichtert, bedeutet Glück und Wohlsein. Aphrodite betrachtet diesen Putto: So entsteht eine enge Verbindung zwischen Liebe, Schönheit, Erotik und Glück.

Auf barocken Gemälden lassen sich oft moralische Ermahnungen entdecken, etwa Warnungen vor Wollust, Fress- und Trunksucht. Ein Beispiel hierfür ist Dionysos. Für Selbstverliebtheit steht Narkissos (röm. Narcissus). Der junge Mann verliebt sich laut Mythos in sein Spiegelbild.

Kuratorinnen: Juliane Schmieglitz-Otten, Kathrin Schellenberg
Förderung: Europäischer Fonds für regionale Entwicklung, NBank, Land Niedersachsen, Niedersächsische Sparkassenstiftung, Sparkasse Celle, Lüneburgischer Landschaftsverband
Gestaltung:
Homann Güner Blum – Visuelle Kommunikation
Medienpartner: NDR Kultur

Alle Vernunft der Männer ist nicht so viel wert
wie ein Gefühl der Frauen.

— Voltaire (1694–1778)